Im September 2015 wurde im Gewerbegebiet Fechenheim/Riederwald der Lebensmittelmarkt „Kaufland“ eröffnet. Er hat eine sehr große Verkaufsfläche und Produktvielfalt und ist anders als die Einkaufszentren Nordwest-Zentrum oder Hessen-Center nicht fußläufig von der U-Bahn-Station erreichbar. Der Markt zielt einerseits auf die vergleichsweise einkommensschwache Wohnbevölkerung in Riederwald und Fechenheim ab und auf eine automobile Kundschaft aus der ganzen Region. Kaufland positioniert sich preislich und strategisch zwischen den Discountern und den Frankfurter REWE- und EDEKA-Supermärkten, die sich durch Produktvielfalt und die Präsenz von service- und beratungsorientierten Mitarbeitern auf der Verkaufsfläche auszeichnen, andererseits viele Arbeiten in der Sortimentspflege und Warenverräumung an Dienstleister vergeben.
Dementsprechend ist das Konzept von Kaufland personalintensiv und unterscheidet sich darin gleichermaßen von den Discountern und den serviceorientierten Lebensmittelmärkten.
Das von Kaufland rekrutierte Personal muss keine berufliche Vorerfahrung aus dem Einzelhandel mitbringen, persönliche Eigenschaften wie gepflegtes Auftreten, Dienstleistungsmentalität aber auch die Bereitschaft zu einer mehrwöchigen Einarbeitung außerhalb Frankfurts und zu einer Tätigkeit in flexibler Teilzeit im Rahmen der Öffnungszeiten bis 24 Uhr. Das Verständnis für den besonderen Ansatz von Kaufland hat die Coaches der gpe in die Lage versetzt, geeignete Bewerber zu identifizieren und zu motivieren, die sich selbständig aufgrund fehlender Berufserfahrungen im Einzelhandel nicht für die Stelle beworben hätten. Im Rahmen mehrerer Bewerberrunden wurden schließlich in den Räumlichkeiten der gpe im Anschluss an individuelle Vorstellungsgespräche durch den Kaufland-Marktleiter über 40 Einstellungszusagen getroffen und es kam zu 37 Einstellungen. Die Mitarbeiter wurden vor der Eröffnung des Marktes in einem mehrwöchigen Trainingsprogramm in anderen Filialen (Hanau und Darmstadt) für Kasse, Kundenberatung und Waren- und Sortimentsmanagement eingearbeitet. Die Arbeitsverhältnisse haben sich als nachhaltig erwiesen, wenngleich sich mehrere neue Mitarbeiter eine höhere Stundezahl im Arbeitsvertrag gewünscht hätten.
Allerdings ist dieses Ziel besonders im Bereich des Einzelhandels selten zu erreichen. Etwa zwei Drittel aller unserer im Bereiche der einfachen Verkaufstätigkeiten vermittelten Stellen waren in Teilzeit. Auch in den Branchen Gastgewerbe, Gesundheit und Soziales und Reinigung sind Teilzeit-Arbeitsverträge bei mittlerweile mehr als der Hälfte der vermittelten Stellen nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel. In den vergangenen Jahren waren Teilzeit-Stellen nicht beliebt bei Arbeitsuchenden und wurden häufig mit dem Argument abgelehnt es sei hierdurch kein bedarfsdeckendes Einkommen zu erzielen. Nach unserem Eindruck haben sich die Arbeitssuchenden mittlerweile mit diesen Gegebenheiten besser arrangiert, die Aufstockungsleistungen durch das Jobcenter und die zugehörigen Verfahren sind besser bekannt.
Die Beschäftigung in Teilzeit ermöglicht es auf der anderen Seite den Dienstleistungsunternehmen den Risiken und Zweifeln hinsichtlich der Eignung und Produktivität von Langzeitarbeitslosen, jungen Berufseinsteigern oder Zuwanderern flexibel zu begegnen.
Wenn der gpe eine Erhöhung der Vermittlungsergebnisse in einer Branche gelingt, ist dies meist auf eine Intensivierung mit einem großen Arbeitgeber dieser Branche zurückzuführen. Im Berichtszeitraum war dies unter anderem bei den Firmen WISAG, APS, SECURITAS der Fall. Diese Firmen stellen jährlich mehrere hundert Hilfskräfte für den Flughafen Frankfurt ein. Die Bewerbungs- und Einstellungsverfahren dort sind mehrstufig und komplex. Konkrete Einstellungstermine hängen von vielen unterschiedlichen Determinanten ab (Dauer von Überprüfungsverfahren, kurzfristiges Fluggastaufkommen, Fluktuation, Vorhandensein von Schulungsterminen).
Die Tätigkeiten in der Abfertigung oder der Flugzeugreinigung sind zwar spracharm und fachlich anspruchslos. Aufgrund der Sicherheitsvorschriften, der komplexen Schichtstrukturen, die sowohl Nachtarbeit als auch Samstags- und Sonntags-Arbeit umfassen, einem erhöhten Arbeitsaufkommen in Sommermonaten und einer aufgrund des hohen Technikeinsatzes am Flughafen sehr hohen Arbeitsverdichtung müssen Bewerber aber gerade beim Vorliegen beruflicher Alternativen abwäge, ob sich das Warten auf den Flughafen-Job lohnt.
Regelmäßig springen Bewerber in der Wartezeit zugunsten eines anderen Stellenangebots ab und der Arbeitgeber trägt das Risiko der Verwaltungs- und Schulungskosten. Deshalb hat die gpe im letzten Jahr auch Schulungskosten übernommen, wenn die Qualifikation allgemein am Flughafen verwertbar ist, aber das konkrete Beschäftigungsverhältnis nicht zu Stande kam.
Üblicherweise ist das „Aufbügeln“, also das Auspacken und auf den Bügel Hängen der frisch eingetroffenen Ware ein Teil der Arbeit der Verkäuferinnen und Verkaufshilfen, der vor der Öffnungszeit im Verkaufsraum oder im Lagerbereich erledigt wird. In den letzten Jahren hat sich der Warenumschlag, der Turnus des Austauschs und der Nachlieferung der Textilien immer stärker beschleunigt, da durch komplexe Datenanalysen die Ladenhüter und Verkaufsschlager immer zuverlässiger bestimmt werden können und sich die Kollektionen immer rascher ablösen.
Aufgrund des gestiegenen Umfangs der aufzubügelnden Ware hat ein weltweiter Textilkonzern in Deutschland seine Prozesse umstrukturiert. Seit April 2015 lässt der Konzern für mehrere Filialen des Rhein-Main-Gebietes seine Waren in einer Lagerhalle in Rodgau durch eine Werkvertragsfirma aufbügeln. Über hundert teilweise sehr gering qualifizierte Arbeitskräfte jeden Alters, jeder Nationalität kamen dort in Lohn und Brot. Die Anforderungen an die hierfür rekrutierten Mitarbeiter waren minimal. Bei schlechten Deutschkenntnissen wird von zweisprachigen Kollegen gedolmetscht, das Arbeitstempo wird durch standardisierte Stückvorgaben bestimmt und die sehr monotone Arbeit durch betont lockeres, kommunikatives und freundschaftliches Arbeitsklima und musikalische Untermalung humanisiert.